Die Ortsmitte stärken!
An der derzeit laufenden Diskussion um eine mögliche Verlegung der Gemeindebücherei lässt sich sehr schön studieren, warum in Donaustauf nahezu alle öffentlichen Vorhaben in Planungschaos und bewusst angezetteltem Streit versinken. Ausgangspunkt des aktuell dargebotenen “Schauspiels” ist der Beschluss über den Auslobungstext für den Architektenwettbewerb zum Neubau der Grundschule. Die im Marktgemeinderat zur Entscheidung anstehende Frage ist, ob eine Integration der Gemeindebücherei in das neue Schulgebäude im verbindlichen Realisierungsteil oder im unverbindlichen Ideenteil des Auslobungstextes stehen soll. Eine Festschreibung im Realisierungsteil hätte zur Folge, dass alle Teilnehmer am Architektenwettbewerb die Gemeindebücherei in ihr Planungskonzept einbeziehen müssten. Auch wenn am Ende der Architektenwettbewerb, wie nicht ganz unwahrscheinlich, gar nicht umgesetzt wird: Die Verlagerung der Bücherei in die Schule steht dann trotzdem schwarz auf weiss in einem vom Marktgemeinderat beschlossenen Konzept. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass in Donaustauf ein beschlossenes Konzept gleich wieder ignoriert wird, aber was wirft das für ein Licht auf die Entscheidungsprozesse?
Als Grund für die angestrebte Verlegung der Gemeindebücherei wird die Platznot im Rathaus genannt. Würde die Gemeindebücherei weichen, dann wären diese Räumlichkeiten für die Verwaltung frei. Das ist nachvollziehbar. Tatsächlich ist aber die Denkaufgabe größer, als von Bürgermeister und Verwaltung angenommen.
Entscheidend ist nämlich, wohin die Bücherei verlegt wird. Sie in eine Grundschule weit abseits der Ortsmitte verschieben zu wollen, zeugt von wenig Bewusstsein für die Zusammenhänge. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die ehemalige Donaustaufer Pfarrbücherei zu einem florierenden Kulturzentrum entwickelt. Mit ihrem Standort mitten im Ort ist sie heute eine stark genutzte Anlaufstelle für viele Donaustaufer und Donaustauferinnen jeden Alters – Und ihr Potential als vielseitige kulturelle Einrichtung hat die Donaustaufer Gemeindebücherei noch lange nicht ausgereizt. Dieser Frequenzmagnet und Motor für Begegnung und Austausch soll nun allen Ernstes aus der Ortsmitte verschwinden?
Statt dieser Hauruck-Aktion ist ein etwas weiter gefasster Blick auf die Situation im Ortskern und auf die Aufgaben, die dringend angegangen werden müssen, geboten. Beispiele? Die Maxstrasse braucht schnellstens Maßnahmen zur Revitalisierung, das Bürgerhaus ein besseres Nutzungskonzept und beim alten Schulhaus in der Wörtherstraße steht dringend die Sanierung an, der sich durchaus eine öffentliche Nutzung anschließen könnte.
Diese und viele weitere Fragestellungen müssen endlich als Gesamtaufgabe zur Stärkung der Ortsmitte begriffen werden. Die Verantwortlichen in Donaustauf müssen endlich anfangen, sich konstruktiv und sachgerecht mit bestehenden Problemen und Aufgaben zu beschäftigen. Dazu ist es auch notwendig, frühzeitig und ehrlich die anstehenden Entscheidungen öffentlich zu diskutieren. Das bedeutet am Beispiel der Bücherei: Wer möchte, dass die Gemeindebücherei umsiedelt, der soll ein schlüssiges(!) Gesamtkonzept auf den Tisch legen, für das die Interessen aller Betroffenen abgefragt und möglichst weitgehend berücksichtigt wurden. Wer diesen Aufwand nicht bereit ist zu erbringen, der sollte sich dann aber auch mit Planspielen der gezeigten Art zurückhalten. Das gebietet schon allein der Respekt vor der ehrenamtlichen Arbeit des Büchereiteams.